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Literatur, Kunst und öffentlicher Raum

Öffentlicher Workshop einer Seminargruppe der Komparatistik Wien

Termin: 19.01.2013

Dauer: 13:00 bis 20:00

Ort: Amerlinghaus, verein kulturzentrum spittelberg, Stiftgasse 8, 1070 Wien

Kostenlose Teilnahme

 

Öffentliche Räume bleiben Verhandlungssache, sie sind vielgestaltig und umkämpft. Wie sich literarische und künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum ausmachen können, in welcher Form Literatur und Kunst mit öffentlichen Räumen interagieren und kommunizieren können, welchen emanzipatorischen oder auch bloß spielerisch-unterhaltsamen Charakter Aktionen und Projekte zu Kunst und Literatur im öffentlichen Raum annehmen könne, oder wie umgekehrt öffentlicher Raum in Kunst und Literatur reflektiert und inszeniert wird, sind Fragen dieses Workshops. Diskutiert werden Projekte und Projektideen einer Seminargruppe der Komparatistik Wien. Das Programm bietet neben Buchbesprechungen, Textanalysen oder Lesungen auch Diskussionen zu Themenbereichen wie Literarischer Aktionismus, Literaturpreise, Literatur in besetzten Räumen, Literaturcaching, Guerilla-Leseaktionen oder generelleren Fragen des Öffentlichen und Privaten. Es wird gelesen, vorgetragen und diskutiert, Platz zum Mitdebattieren bleibt für alle Interessierten. Der Workshop endet mit einem Podiumsgespräch mit Ivana Perica und Jürgen Rendl.

 

 

13:00 BEGRÜSSUNG UND PRÄSENTATION DER LEITFRAGEN VON EVA SCHÖRKHUBER

 

PANEL: ÖFFENTLICHER RAUM UND STADT IN DER LITERATUR

MODERATION ELENA MESSNER


13:30 Lydia Fenkart und Jasmin Surm: Verortungen. Lokalisierungen von realen Orten und Begebenheiten in den Wiener Soundspaziergangstexten junger AutorInnen. Literaturanalytischer Vortrag

In diesem literaturanalytischen Vortrag werden Orte, Begebenheiten und Gegenstände, welche in den diesjährigen Texten der Wiener Soundspaziergänge ihre Verwendung finden und in weiterer Folge in das Glossar der zukünftigen Publikation der Spaziergangstexte Einzug finden sollen, vorgestellt. Im Rahmen einer Präsentation erfolgt entlang der beiden Spaziergänge durch das Museumsquartier die geographische Lokalisierung der in den Texten relevanten Orte und Dinge. Durch die Erklärung ihrer Bedeutung soll ihre Verbindung mit dem Museumsquartier, als Schauplatz der Spaziergänge, verdeutlicht werden.

14:00 Marlene Giesa: Buchbesprechung und Diskussion zu Hehle, Christine (Hg.): Wien. literarisch. Aufbauverlag. Berlin, 2012 

Wien wird immer wieder als Schauplatz literarischer Werke aufgegriffen. Zwar verändert sich die Deutung und Verwendung der jeweiligen Orte stetig, dennoch kristallisieren sich dabei gewisse Prototypen heraus, so etwa die heute zum Klischee verkommene Wiener Kaffeehauskultur. Durch einen gedanklichen Streifzug entang von relevanten Plätzen vereinen sich Literatur, Vergangenheit und Gegenwart auf eine ganz spezielle Art. Im Vortrag wird eine topografische Lektüre der Erzählungen des Buches gegeben.

 

14:30 Lilith Eibl: „Straßenbahnszenen“ (Buchversuch 500). Lesung

Lilith Eibl liest aus ihrem unveröffentlichten autobiografischen Text „Buchversuch 500“ passend zum Thema „Öffentlicher Raum“ jene Szenen vor, die sich in der Wiener Straßenbahn abspielen. Das Buch ist in kurze Kapitel gegliedert, die unabhängig voneinander existieren. Es werden verschiedenste Situationen und Gedanken wiedergegeben, die sich erzählend und philosophierend mit der Gesellschaft und dem Menschsein im Allgemeinen befassen, wobei der Ton von resigniert über empört bis hin zu enthusiastisch reicht, oft kritisch hinterfragend, manchmal staunend oder einfach nur die Schönheiten des Lebens hervorhebend.

 

KAFFEEPAUSE VON 15.00 bis 15.20


PANEL: MUSIK, LITERATUR UND KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM

MODERATION EVA SCHÖRKHUBER


15:20 Matthias Leihs: They Shoot Music Dont They. Projektpräsentation 

2007 konzipiert, 2008 realisiert und seit dem aktiv, produziert das Multichannel Netzformat dokumentarisch eingefärbte One-Shot Musikvideos: nationale und internationale KünstlerInnen aus dem Popkulturfeld werden im vertrauten Rahmen zu Videoproduktionssessions im urbanen Raum eingeladen. Das Format drängt als Gegenkonzept zur Bühnenperformance Inszenierungsgedanken zurück und stellt die Wechselwirkung zwischen Raum und spontaner Performance in den Mittelpunkt. Via Website, Tumblr, und Facebook,  steuert das Format auch abseits der Videoproduktionen stetig Verknüpfungen zum Popkulturdiskurs im Netz bei. Die Präsentation intendiert einen Überblick über die Projektkonzeption und ihr Verhältnis zum öffentlichen Raum zu geben.

 

15:50 Lilith Eibl und Marlene Heiling: Literarischer Aktionismus. Projektpräsentation

Ausgehend von einer durchgeführten literarisch-öffentlichen Aktion mit dem Ziel der Bewusstseinsförderung für gesellschaftskritische Themen werden aktionistische Begriffe erläutert und andere ähnliche Projekte wie jenes des „Zettelpoeten“ Helmut Seethaler werden vorgestellt. Der Begriff des öffentlichen Raums und seine tatsächliche Nutzung werden hinterfragt. Die eigenständig entwickelte Projektidee, bei der öffentliches Vorlesen und das Verteilen von Zetteln, die mit literarischen Zitaten beschrieben wurden, im Mittelpunkt stand, wird in einen größeren Kontext gestellt und mit Konzepten wie „Culture jamming“ oder „Kommunikationsguerilla“ in Verbindung gebracht.

 

16:20 Chiara Pecl und Pia Wala: Literaturpreise als Schnittstelle von Literatur und Öffentlichkeit. Vortrag und Lesung

Es wird auf die Frage nach der Bedeutung von Literaturpreisen für die Verbreitung von Literatur im öffentlichen Raum eingegangen, vor allem im Bezug auf junge oder noch nicht etablierte SchriftstellerInnen. Hintergründe und Probleme, die Literaturpreisen zu Grunde liegen, sollen thematisiert werden. Dies wird anhand eines universitären Projektes verdeutlicht, im Rahmen dessen ein fiktiver Literaturpreis ins Leben gerufen wurde. Realen Preisen nachempfunden wurden aus anonym eingereichten Texten Long- und Shortlist erstellt und anschließend von einer Jury diskutiert. Abschließend werden Jungautorinnen ihre im Zuge des Projekts entstandenen Texte vorstellen.

 

16:50 Laura Schäfer: Literatur in besetzten Räumen. Vortrag

Es geht um Fragen von Stadt und Gentrifizierung. Wie viel Kultur kann eine Stadt vertragen? Was ist öffentlicher Raum? Wer macht Kultur? Besetzte Räume stellen eine besondere Form von öffentlichem Raum dar. Auch BesetzerInnen verfolgen ein bestimmtes Konzept, eine Idee. Sie haben eine (un-)bestimmte Vorstellung von Kultur, zumeist geht es dabei um die Etablierung einer Gegen- oder auch Subkultur. Der Vortrag wird sich vor allem mit der Rolle von Literatur dabei auseinandersetzen. In welchen Formen kommt Literatur vor? Was ist das besondere an Literaturdarstellungen an besetzten Orten? Der Schwerpunkt wird insgesamt auf besetzten Räumen in Wien seit den 1970er Jahren liegen.

 

KAFFEEPAUSE 17:20 bis 17:30

 

PANEL: VIRTUELLE RÄUME, LITERATUR UND STADTRAUM

MODERATION IVANA PERICA 

 

17:30 Christina Wintersteiger und Benyamin Kasap: Literaturcaching. Projekvorstellung

Das Projekt „wordchaching“ baut auf dem GPS-basiertem Onlinespiel Geocaching auf. Bei diesem Spiel geht es darum, kleine Gegenstände in der Stadt (und Umgebung) zu verstecken und die Koordinaten dann im Internet zur Verfügung zu stellen, damit andere UserInnen in einer Art „Schnitzeljagd“ diese „Cache“ suchen können. Geplant ist, als Geocaches selbstgeschriebene Texte (Kurzgeschichten, Prosastücke, Gedichte,...) zu verstecken und somit neue Literatur zu verbreiten und auch neue LeserInnen zu finden. Derjenige/Diejenige, die den Text findet und liest, kann wiederum ein eigenes Schriftstück hinterlassen, wenn er/sie möchte, oder vielleicht sogar eine Fortsetzung schreiben. Ziel ist es, ein Netzwerk von Leuten zu errichten, die im Rahmen des Geochaching-Spiels ihre Texte verbreiten möchten.


18:00 Susanne Maack, Christoph Etzlsdorfer, Olivia Rosenberger und Veronika Krichenbauer: Literatur 3D. Collage von Literaturprojekten im öffentlichen Raum: Musik, Guerilla-Leseaktion, Hommage an Helmut Seethaler u.v.m. Projekvorstellung

 

19:00-20:00 ZUSAMMENFASSUNG UND ABSCHLIEßENDE PODIUMSDISKUSSION MIT IVANA PERICA UND JÜRGEN RENDL ZUR FRAGE DES ÖFFENTLICHEN UND PRIVATEN SOWIE EXEMPLARISCHEN INTERVENTIONEN UND GUERILLA-AKTIONEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM ZWISCHEN UND IN WIEN, SPLIT UND BRATISLAVA.

MODERATION ELENA MESSNER


Ivana Perica studierte Germanistik und Slawistik und ist derzeit als Assistentin am Wiener Institut für Slawistik beschäftigt. Lebt als Literatur- und Kulturwissenschaftlerin in Zagreb und Wien.


Jürgen Rendl ist Kulturarbeiter und Radiojournalist. Er lebt seit 2005 in Bratislava, wo er, irritiert und fasziniert von den ambivalenten Transformationsprozessen in der Stadt, den Verein 'urban flow' mitgründete. Dieser versteht sich als interdisziplinäre Plattform zur kritischen Auseinandersetzung mit urbanen Dynamiken. Seitdem organisierte und beteiligte er sich an zahlreichen künstlerischen Forschungsprojekten, meist an urbanen Rändern östlich von Österreich. Zuletzt gründete er Stadlnova, eine fiktive Vorstadt irgendwo zwischen Bratislava und Wien.