Im Projekt „Barabern und Strawanzen“ wurden thematisch fokussierte Soundspaziergänge und eine interventionistische Ausstellung zum Thema Migration nach München erarbeitet. Als künstlerisch-wissenschaftliche Intervention angelegt, zielt das Projekt darauf ab, im kollektiven Arbeitsprozess wie auch im gemeinsamen Erleben des Endprodukts das Bewusstsein für Migrationsprozesse zu schärfen und ein
alternatives Stadtgefühl zu vermitteln.
Mit dem Projekt „Barabern und Strawanzen“ wurde tief im Unterbewusstsein der Stadt München gegraben: Barabern ist ein in Vergessenheit geratenes Wort, das im bairischen Dialekt für das schwere Arbeiten steht. Seinen Ursprung hat es im oberitalienischen Wort barabba, dem Landstreicher. Es kam Ende des 19. Jahrhunderts mit italienischen und slawischen Eisenbahnarbeitern nach Bayern und Österreich und stand lange Zeit für den Erd- und Hilfsarbeiter. Auch das Strawanzen, das nichtsnutzige Herumstreunern, wanderte aus dem Italienischen in die bairisch-österreichische Umgangssprache ein.
In diesen Worten drücken sich negative Zuschreibungen an die Fremden, von welchen die Geschichte der Arbeitsmigration begleitet wird ebenso aus wie auch ihre mögliche liebevolle und humorvolle Umdeutung. Sie waren unser gedanklicher Ausgangspunkt für die kritische Erforschung einer Lokal- und Regionalgeschichte der Migration.
Als Anlass, die Migration aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten nach München in den Vordergrund zu stellen, wurde der 50. Jahrestag des Gastarbeiteranwerbeabkommens der BRD mit der SFR Jugoslawien (1968) genommen. Zwar stellen alle Migrant*innen aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens zusammen genommen die größte Migrant*innengruppe in München dar, zugleich ist ihre Geschichte in der Stadt kaum sichtbar.
In den Spaziergängen und in der Ausstellung konnte(n) diese Geschichte(n) mit ihren vielen Gesichtern erhört werden. Dabei ginges nicht nur um die Geschichte der Gastarbeiter*innen, sondern auch um andere Formen der Migration. Dokumente, Texte, Geschichten, Sounds und Orte galt es zusammen zu entdecken, zu verweben und öffentlich zu machen.
Schwerpunkte der sechs Soundessays des Stadtspazierganges, die in kollaborativer Arbeit entstanden, sind der Münchner Bezirk Westend, biografische Migrationserzählungen, die Rolle des Münchner Hauptbahnhofs für Gastarbeit in Deutschland, das Leben der heutigen migrantischen Communitys sowie Zwangs- und Zivilarbeit während der NS-Zeit.
Der ganze Soundspaziergang hier auf >> Soundcloud:
Ein paar Hörproben zum Download:
Termine der Aufführungen 2019:
Workshops im Vorfeld 2018/2019:
Verantwortlich für die Projektdurchführung:
Das Arbeitskollektiv:
Kooperationen und ProjektpartnerInnen: